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Geschichtliches aus Barsbüttel

ein Rückblick mit dem Landtagsabgeordneten Martin Habersaat

Die Umgehungsstraße

Seit 1969 gab es Planungen, den Ort Barsbüttel mit einer Umgehungsstraße zu versehen. Im Oktober 2006 wurde sie schließlich eröffnet. Die Eröffnung wurde groß gefeiert, mit durchgeschnittetenen Bändchen und einem kleinen Volksfest auf der Straße. Die Stichstraßen zwischen Ortsmitte und Umgehungsstraße sind später hinzugekommen. Vom neuen „Zentrum“ Am Akku war noch nichts zu sehen. Ein Foto zeigt eine freigehaltene Trasse. Der große Druck zum Bau der Umgehungsstraße war mit dem Bau von Möbel schon kleiner geworden – mit der Eröffnung der Filiale in Barsbüttel 2005 war auch eine Autobahnausfahrt errichtet worden, die die Hauptstraße / Willinghusener Landstraße ebenfalls entlastet.

 

Das Bürgerhaus


Bis 2005 hatte das Institut für Theologie und Frieden (ithf) seinen Sitz in Barsbüttel. Im Soltausredder befand sich eine wissenschaftliche Forschungseinrichtung der Katholischen Kirche in Trägerschaft der Katholischen Militärseelsorge zum Zweck der ethischen Auseinandersetzung mit Fragen des Friedens und der Friedensgefährdungen. Nachdem das Institut 2005 nach Hamburg gezogen war, fand sich in der Gemeindevertretung eine Mehrheit dafür, das Gebäude für die Gemeinde Barsbüttel zu kaufen. Etwas später war man sich auch relativ einig, dort ein Bürgerhaus einzurichten. Im Oktober 2007 wurde der Verein Bürgerhaus Barsbüttel gegründet, der das Haus mit Leben erfüllt. Im Gebäude befinden sich heute auch die Gemeindebücherei, Beratungsangebote der Lebenshilfe, das Familienzentrum und das Café

Der Jugendhof


Eine wechselvolle Geschichte hatte ein Gebäude, das von einem verwilderten Park umgeben etwas außerhalb liegt: Der Jugendhof am Bondenholz. Als „Villa Lunugala“ 1907 vom Hamburger Wilhelm Anton Riedemann erbaut, nutzte dieser es zunächst als Jagdsitz. Zu Geld gekommen war Riedemann mit Petroleum-Tankschiffen. In der NS-Zeit wurde das Gebäude zur Gauführerschule, nach dem Krieg als Jugendhof ein Treffpunkt der Jugendbewegung. Tausende Jugendliche trafen sich hier, vor allem zur Ausbildung von Jugendgruppenleitern. Auch die Barsbütteler Verwaltung war hier mal untergebracht, bevor das Gebäude in Privatbesitz überging. Eine Zeitlang lebte hier der Glasbläser Pavel Molnar. In den 1999 (oder war es etwas später?) stand das Gebäude mal zum Verkauf und konnte besichtigt werden. Von der Besichtigung stammen ein paar der Fotos. Dabei waren auch „Nachkriegsjugendgruppenleiter“, die sich an ihre Zeit hier erinnerten. Zwischendurch gab es eine Vereinbarung mit den neuen Eigentümern, den sogenannten Rittersaal gelegentlich für öffentliche Veranstaltungen nutzen zu können. Auch jetzt wird meines Wissens ein Käufer gesucht. Außer der nahen Autobahn muss man allerdings in Kauf nehmen, dass das Gebäude nicht an die örtliche Kanalisation angeschlossen ist…

 

Die Deponie 78


Auf dem Gebiet der sogenannten Deponie 78 (das Land zählt die Altablagerungen durch, und in Barsbüttel liegt u.a. die Nr. 78) wurde Ende der 1920er bis Mitte der 1950er Jahre für ein Hartsteinwerk Sand abgebaut. Schnell fanden interessierte Menschen heraus, dass man auch mit der Verfüllung der Gruben Geld verdienen konnte. Hinein kamen ab etwa 1930 Mineralbodenabraum und Rückstände aus der Hartsteinproduktion. Zwischen 1954 und 1966 wurden die Gruben, insbesondere durch die Hamburger Stadtreinigung, zur Ablagerung von Müll (Haus-, Gewerbe-, Industrie- und Sperrmüll) sowie Boden und Bauschutt genutzt. Strittig war später die Frage, ob hier auch Abfälle der Hamburger Chemiefirmen Boehringer und Reichhold vergraben wurden. Danach wurde die Verfüllung unterschiedlich mächtig mit Mineralboden abgedeckt. Auf dieser zirka elf Hektar großen Altlast wurden Ende der 1970er Jahre um eine Grünanlage (mit Rodelberg), die einen Zentralbereich des Müllkörpers überdeckt, etwa 170 Wohngebäude errichtet. Bereits kurz nach dem Bau der Gebäude kam es zu Geländesetzungen, die sich zuerst durch auftretende Schäden der Versorgungsleitungen bemerkbar machten. Es gab auch Risse in den Häusern und richtige Krater, die sich auftaten. Ich bin 1983-1987 in Barsbüttel in die Grundschule gegangen und kann mich erinnern, dass wir plötzlich nicht mehr in den Kellern der Häuser meiner Freunde spielen durften. Und Rollschuhfahren ging zwischen den Garagen wegen der Bodenwellen nicht mehr. 1986 gründete sich eine Bürgerinitiative, die anfangs Untersuchungen des Müllkörpers und später eine Absiedlung forderte. Dieser Forderung wurde 1987/1988 auf Beschluss der damaligen Landesregierung stattgegeben. Ob man da jemals hätte bauen dürfen, müsste vor allem der damalige Bürgermeister beantworten. 
Das Land bestritt eine Gesundheitsgefahr, kaufte den Eigentümern aber ihre Häuser ab (Kommentar: Warum wohl, wenn es keine Gefahr gab?). Viele bauten neu im Baugebiet Guipavasring. In der Mitte des Geländes wurde alles abgerissen, 1994/1995 wurde eine Gasfassungs- und Entsorgungsanlage mit über 85 Gasbrunnen und gut sichtbaren Sammelsteln.

 

Die Schwimmhalle Barsbüttel

1977 wurde die Schwimmhalle Barsbüttel eröffnet und viele Jahre lang von der Gemeinde betrieben. Die feierliche Einweihung fand am 21. Mai 1977 statt. Im gleichen Jahr wurde die DLRG Barsbüttel gegründet. Tausende Kinder lernten bei deren Kursen Schwimmen – ich auch, 1982. Es gibt ein warmes Becken für Kleinkinder und ein 12,5m x 25m großes Schwimmerbecken, das an der tiefsten Stelle 3,50m tief ist. Neben den frisch erneuerten Startblöcken im Olympia-Format gibt es ein 1m- und ein 3m-Brett. 1996 kam in Teilen der Kommunalpolitik die Idee auf, die Schwimmhalle aus Kostengründen zu schließen. Im März 1997 wurde im Restaurant Didim eine Bürgerinitiative gegründet, die die Schließung der Schwimmhalle verhindern wollte, im gleichen Monat beschloss eine Mehrheit der Gemeindevertretung, den gemeindlichen Betrieb der Schwimmhalle einzustellen. Später wurde aus der BI „gegen die Schließung“ ein Förderkreis „für den Weiterbetrieb“. Im Januar 1998 gründete sich der Förderverein Schwimmhalle Barsbüttel e.V., im Juni entschied die Gemeindevertretung, dass ein Vertrag zwischen Gemeinde und Förderverein den Weiterbetrieb sichern konnte. Die Trägerschaft ging auf den Verein über, die Gemeinde zahlt einen jährlichen Zuschuss und soll bei Investitionskosten helfen. Vor allem das große Engagement der aktiven Vereinsmitglieder machte aber möglich, dass die Schwimmhalle am 1. August 1998 ein zweites Mal ihre Eröffnung feiern konnte. Viele Vereine, Schulen und Gruppen nutzen die Halle seitdem. 
Und obwohl ich versuche, diese Barsbütteler Geschichte(n) ohne die Nennung von Personen zu schreiben, muss ich dieses Mal zwei erwähnen: Ohne Georg Thies und seinen Einsatz hätte es die Schwimmhalle in Trägerschaft eines Fördervereins vielleicht nicht gegeben. Dafür erhielt er 2014 den Ehrenpreis der Gemeinde. Ein Jahr vorher erhielt diesen Karl-Heinz Decker, der 1977 DLRG-Mitbegründer war und dort noch heute aktiv ist. 

 

Die katholische Kirche St. Martin

Bis ins Grundschulalter hinein habe ich mit meinen Eltern im Mehrfamilienhaus in der Hauptstraße 32b gelebt. Neben dem Haus hatte Schlachter Kinder sein Geschäft, daneben war der Blumenladen von Familie Malzahn. Hinter unserem Haus befand sich ein kleiner Park mit zwei Teichen, für Kinder ein toller Ort. Den Park gibt es heute noch: Er gehört je zur Hälfte dem Erzbistum Hamburg und der katholischen Kirchengemeinde Barsbüttel. Die Kirche St. Martin wurde 1976/77 erbaut und 1977 geweiht. Wenn nicht Corona ist, gibt es 120 Sitzplätze und von draußen fällt das Licht durch vertikale Buntglaslichtbänder herein. Zu Fronleichnahm gibt es eine Prozession um die Teiche. Zur Kirche gehören auch ein paar Gemeinderäume. Die daneben liegende Wohnanlage gehört dem Erzbistum Hamburg. Ursprünglich war es eine Seniorenwohnanlage, heute kann jeder dort eine Wohnung mieten. 
Der Wunsch nach einer katholischen Kirche in Barsbüttel kam auf, als nach Ende des zweiten Weltkrieges viele katholische Flüchtlinge nach Barsbüttel kamen. Viele stammten aus Ostpreußen, Schlesien und Danzig (entsprechende Straßennamen gibt es heute noch). Bis genug Geld für ein Grundstück und den Kirchenbau beisammen war, diente eine Baracke mit dem Standtort Zum Ehrenhain / Am Bondenholz als Kapelle. Der Lehrer Martin Polzin investierte hier viel Zeit und Arbeit und machte sich um die Gemeinde verdient – deshalb wurde der heilige Martin zum Kirchenpatron erwählt.